Helfer vor Ort (HvO)
am Beispiel HvO Reichling-Rott


Wie alles begann...
  
Aug. 1998
drei Mitglieder der Sanitätsbereitschaft Landsberg (Töppi, Ed, TOM) hatten die Idee eine "Helfer vor Ort" (HvO) Gruppe zu gründen. Wir setzten uns mit unserem Bereitschaftsleiter Manfred Zaumseil zusammen und er erzälte uns, das selbiges Vorhaben bereits vor einigen Jahren mit der Wasserwacht Rott geplant war, jedoch an Helfer Mangel und unzureichender Ausbildung scheiterte. 
Sept. 1998
Erste Kontaktaufnahme mit der Wasserwacht Rott. 
Nov. 1998
Start von gemeinsamen Treffen und Ausbildungen mit der WW-Rott. 
Jan. 1999
wurde der HvO in Dienst gestellt. Mit insgesamt 7 Helfern können wir die Einsatzbereitschaft werktags von 19 bis 6 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr aufrechterhalten. Da wir in unserer HvO Gruppe Lehrer, Studenten und Schichtarbeiter haben, können wir oft auch außerhalb der oben genannten Dienstzeit den HvO Dienst anbieten. 
Alarmierung
Alle Helfer sind mit Meldeempfängern ausgestattet über die sie durch die Rettungsleitstelle Fürstenfeldbruck alarmiert werden. 

 

Aufgaben des Helfer vor Ort (HvO) 
  
qualifizierte Erste Hilfe  Lage Erkundung  Qualifizierte Rückmeldung an die Rettungsleitstelle  Rettungsmittel einweisen 
Helfer vor Ort sind speziell geschulte Ersthelfer mit mind. Sanitätsausbildung. Die meisten sind bereits einige Jahre im Rettungsdienst als Rettungssanitäter oder Rettungsassistenten tätig.  Gibt es Gefahren an der Einsatzstelle?
Wieviele Verletzte / Erkrankte gibt es?
Werden weitere / andere Rettungsmittel benötigt? 
Genaue Angaben zu der Einsatzstelle und den Verletzten / Erkrankten. Dadurch kann im Vorfeld schon über den Einsatz der Rettungsmittel entschieden werden (Hubschrauber, Notarzt, Feuerwehr, Kriseninterventionsteam, Hundestaffel, Taucher,.....)  Einsatzorte sind oft ohne ausreichende Ortskenntnisse schwer zu finden. Da die Helfer vor Ort gute Ortskenntnis besitzen, beschleunigt dies die Rettung. 
Alle diese Maßnahmen beschleunigen die Versorgung und den Transport von Notfallpatienten was wesentlich zur schnelleren Heilung oder zur Rettung von Leben beiträgt. 

   

Ausrüstung
  
Für die zwei diensthabenden HvO`s stehen 2 Rucksäcke zur Verfügung. Die Rucksäcke und das Material werden vom BRK Kreisverband Landsberg gestellt. Fast alle Helfer haben auch eigene Koffer, Taschen oder Rucksäcke und können so, auch wenn sie keinen Dienst haben (untertags), bei einem Alarm ausrücken und Hilfe leisten. Verbrauchtes Material und auch der Sauerstoff wird in der Rettungswache in Landsberg aufgefüllt. 

 
 
Das Fahrzeug:
Mercedes Hochlang, 
97 KW, 
345 Tsd KM, 
EZ 1990 

Funkrufname:
Rotkreuz Landsberg 41/73/2 
 


 
 

Hyperventilationsmaske
 => zur Behandlung einer Atemstörung 

Schienenmaterial
 => zur Ruhigstellung von Brüchen 

Material zum legen einer Infusion
 => zur Gabe von Medikamenten 

Absaugpumpe
 => zur Entfernung von Flüssigkeiten aus den Atemwegen 

Kühlmaterial

Verbandsmaterial

Der Notfall-Rucksack


 Sauerstofflasche + Inhalationsgerät
 => zur Verbesserung der Atmung 

 Beatmungsbeutel für Erwachsene/Kinder
 => bei Ausfall der Atmung 

 Blutruckmessgeräte für Erwachsene/Kinder
 => zur Kontrolle der Kreislauffunktion 

 Pulsoxymeter
 => zur Kontrolle der Atemfunktion und des Herzschlags 

 Blutzuckermessgerät
 => zur Messung des Zuckergehalts im Blut 


 
 
sonstige Ausrüstung

Halskrausen (Stifneck)
 => zur Stabilisierung der Halswirbelsäule z.B. bei Schleudertrauma 

Vakuummatratze
 => zur Stabilisierung der Wirbelsäule und schwerwiegenden Frakturen 

Ferno Trage
 => zum Patienten Transport und Lagerung 

Stofftiere
 => für Kinder 

Tragestuhl
 => zum Patienten Transport und Lagerung 

   

Einsatzablauf
  
  Der Ablauf eines Helfer vor Ort Einsatzes an einem erfundenen Beispiel 

  Es ist Montag Nacht 
 

  2:36  Verkehrsunfall auf einer Nebenstraße im Einsatzgebiet 
  2:38  Ersthelfer setzten über die 19222 einen Notruf bei der Rettungsleitstelle ab. 
  2:40  Rettungsleitstelle alarmiert den Helfer vor Ort Reichling/Rott (HvO-RR), Rettungswagen (RTW) 
und Notarzt Einsatz Fahrzeug (NEF) Landsberg. 
  2:42  HvO-RR und RTW/NEF-LL übernehmen den Einsatz 
  2:46  HvO-RR ist, aufgrund der örtlichen Gegebenheiten bereits am Einsatz. Er lässt sein Fahrzeug mit Blaulicht stehen um die Unfallstelle abzusichern und sie schon von weiten kenntlich zu machen. Beide Helfer sichten (Triage) die 
Unfallstelle und erkennen eine schwerverletzte, eingeklemmte Person, zwei weitere Schwerverletzte und 
eine leichtverletzte Person. Kraftstoff läuft aus einem Auto aus. 
  2:48  Ein Helfer meldet der Leitstelle das Ausmass des Unfalls und fordert gleich weitere Einsatzkräfte nach 
(Feuerwehr,Rettungshubschrauber,weitere NEF/RTW) 
Derweilen leitet der zweite Helfer Laien an wie die anderen Verletzen zu versorgen sind, 
schickt andere Passanten zum Einweisen der weiteren Rettungsmittel und versorgt auch selbst. 
  2:58  Der erste RTW aus Landsberg trifft ein. Gemeinsam mit dem HvO werden die Verletzten versorgt. 
  2:59  Die Freiwillige Feuerwehr Reichling erreicht die Einstatzstelle. Während ein Helfer vor Ort den eingeklemmten Patienten versorgt, 
befreit ihn die Feuerwehr, in Absprache mit der RTW-Besatzung, aus dem Fahrzeug. 
  3:02  Ein weiterer RTW aus Diessen trifft ein und kann sofort einen versorgten Patienten ins Krankenhaus nach Schongau transportieren. 
  3:06  Der ITH Murnau (Intensivhubschrauber der Unfallklinik Murnau) trifft ein und kann sofort den eben befreiten Patienten in die Unfallklinik München fliegen. 
Während der ganzen Zeit unterstützen die Helfer vor Ort den Rettungsdienst beim Versorgen der Patienten 
(Aufgrund ihrer Erfahrung im RD und auch der Häufigkeit der Einsätze funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienst und Helfer vor Ort reibungslos). 
  3:11  Nachdem der letzte Patient abtransportiert wurde ist auch dieser Einsatz für den Helfer vor Ort beendet. 
Er fährt jetzt nach Hause da er am nächsten Tag um 6:00 Uhr wieder seiner regulären Arbeit nachgehen muss. 

Die Helfer vor Ort arbeiten rein ehrenamtlich ohne jegliche Aufwandsentschädigung und an den Statistiken sehen sie die Belastungen und Arbeitszeiten, aber auch den womöglich lebensrettenden Vorteil für den Patienten. 
  
   
Einsatzarten

Im Jahr 1999 hatten sie   87  Einsätze. 
Davon waren es: 

  3    Herzinfarkte 
  5    Reanimationen (Herz-Lungen-Wiederbelebungen) 
  6    Schlaganfälle 
  2    Asthmaanfälle 
  4    Allergische Reaktionen 
  7    Über- oder Unterzuckernotfälle 
  7    Verkehrsunfälle 
 10    Haushaltsunfälle 
  3    Sportunfälle 
  1    Notfälle nach Gewalt- oder Straftaten 
  3    Suizidversuche 
  3    Gynäkologische Notfälle 
 11    Atemnot 
  1    Psychose 
  1    Brand 
 10    Kreislauf 
  1    Abdomen 
  9    Sonstige 

 

Im Jahr 2000 hatten sie bis November  111  Einsätze. 
Davon waren es: 

 10    Herzinfarkte 
  7    Reanimationen (Herz-Lungen-Wiederbelebungen) 
  7    Schlaganfälle 
  0    Asthmaanfälle 
  3    Allergische Reaktionen 
  3    Über- oder Unterzuckernotfälle 
 14    Verkehrsunfälle 
 11    Haushaltsunfälle 
  1    Sportunfälle 
  0    Notfälle nach Gewalt- oder Straftaten 
  3    Suizidversuche 
  1    Gynäkologische Notfälle 
  7    Atemnot 
  1    Psychose 
  4    Brand 
 19    Kreislauf 
  8    Abdomen 
  8    Sonstige 
 

   

Zeitvorteil bei den Einsätzen

Der durchschnittliche Zeitvorteil des Helfer vor Ort Reichling/Rott
vor dem nächsten Rettungsmittel lag 1999 bei 9,57 Minuten

Wobei der geringste Zeitvorteil bei 1 Minute
und der größte Zeitvorteil bei 25 Minuten lag 

Diese Daten zeigen eindeutig, daß es besonders in ländlichen Gegenden lohnend ist, eine Helfer vor Ort bzw. First Responder Gruppe zu bilden. Besonders bei Kreislaufstillständen oder anderen lebensbedrohlichen Notfällen hilft dieser Zeitvorteil Leben zu retten.

   

Kontakt

Thomas Stanka
aberant@gmx.de

Homepage:
http://www.hvo-rr.de/

Vielen Dank an die Helfer vor Ort von Reichling-Rott für die Informationen und Grafiken.


 


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