Allgemeine Informationen
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Alle Infusionlösungen
müssen steril und pyrogenfrei (frei von fiebererzeugenden Stoffen)
sein. Da sie intravenös verabreicht werden, müssen sie grundsätzlich
isoton sein. Die Blutisotonie wird durch die in der Lösung enthaltenen
Teilchen (Anzahl) hergestellt. Hypertone Lösungen müssen in ein
großes Blutgefäß (vena cava) oder sehr langsam gegeben
werden (rasche Verdünnung), damit keine Venenreizung und deshalb die
Gefahr der Thrombosierung (Gefäßverschluß) entsteht.
Gruppen:
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1. Wässrige
Lösungen
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Die wässrigen Lösungen
enthalten 5% Kohlenhydrate, z.B. Glukose und keine Elektrolyte.
Wirkung:
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Mit diesen Lösungen
wird dem Organismus reines Wasser zugeführt, da die Kohlenhydrate
zu Wasser und CO2 verstoffwechselt werden. Das Wasser verteilt sich in
allen Flüssigkeitsräumen. |
Indikation:
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Trägerlösung für
Medikamente. |
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2. Elektrolytlösungen
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a) Vollelektrolytlösungen:
Die Vollelektrolytlösungen sind Infusionslösungen mit Natriumwerten
zwischen 120 und 160 mmol/l, wobei 5mmol/l Kalium nicht überschritten
werden dürfen. Lösungen mit Elektrolyten des Blutserums im physiologischen
Mengenverhältnis bezeichnet man als Serumelektrolytlösungen.
* Ringer- Laktat- Lösung
ist die Basislösung im Rettungsdienst. Sie enthält die wesentlichen
Elektrolyte des extrazellulären Raumes im physiologischen Mengenverhältnis
(Na+: 131mmol, K+: 4mmol, Ca+: 1,5mmol, Cl-: 110mmol, Lactat-: 28mmol).
Wirkung:
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Ersatz von Wasser und Elektrolyten
des Extrazellulärraumes, d. h. des Intravasalraumes und des Interstitiums,
kurzfristiger intravasaler Volumenersatz. |
Indikation:
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Flüssigkeits- und Elektrolytverlust
verschiedener Genese (Verbrennungen, Durchfälle u. s. w.), Basislösung
im RD, Trägerlösung für Medikamente. |
Nebenwirkungen:
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Gefahr der Ödembildung
durch sekundäre Verschiebung in den Zwischenzellraum, Überwässerung. |
Kontraindikation:
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Hyperhydratationszustände,
Myokardinsuffizienz. |
b) Halbelektrolytlösungen:
Die Halbelektrolytlösungen sind eine Kombination aus 5% Glukose und
Elektrolytlösung. Kennzeichen sind Natriumwerte zwischen 60 und 90mmol/l
z. B. Glukose 5%ig, als HG 5 bezeichnet (Obsolet im Rettungsdienst da zu
viel freies Wasser und somit Gefahr eines Hirnödems!)
Indikation:
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Trägerlösung für
Medikamente, Infusion zum Offenhalten des venösen Zugangs. |
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3.
Kolloidale Volumenersatzmittel
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Die kolloidalen Volumenersatzmittel
bestehen vorwiegend aus Wasser, Elektrolyten und Kolloid- Substanzen. Kolloide
sind onkotisch wirksam, sie übernehmen während ihrer intravasalen
Verweildauer die entsprechende Funktion der Albumine (Wassertransport und
Wasserbindung).
Je nach Grundsubstanz, Molekulargewicht
und Konzentration unterstützen sie die körpereigenen Regulationsmechanismen
durch reine Volumenwirkung (isoonkotische Lösung) oder den Einstrom
von interstitieller Flüssigkeit in den intravasalen Raum (hyperonkotische
Lösung).
Sie bewirken eine intravasale
Volumenvergrößerung, die solange anhält, bis der größte
Teil der kolloid- osmotisch wirksamen Partikel in der Leber abgebaut oder
durch die Nieren ausgeschieden ist. Daraus ergibt sich die intravasale
Verweildauer.
Die kolloidalen Volumenersatzmittel
werden in künstliche und körpereigene kolloidale Lösungen
eingeteilt.
a) Künstliche kolloidale
Volumenersatzmittel: Unverträglichkeitsreaktionen sowie Störungen
der Blutgerinnung sind unterschiedlich ausgeprägt. Daraus ergiebt
sich der Tatbestand, daß diese Infusionen ausschließlich vom
Arzt appliziert werden dürfen.
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Hydroxyäthylstärke
(HAES) z.B. HAES- steril oder Plasmasteril hat als Grundsubstanz Polysaccharide
und Stärke. Es hat eine intravasale Verweildauer von ca. 8 Stunden.
Wirkung:
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Im Vergleich zu den Vollelktrolytlösungen
hat es eine verlängerte Verweildauer im Blut. Es kommt zu einer Erhöhung
des intravasalen onkotischen Druckes mit entsprechender Aktivierung von
Flüssigkeit anderer Ausbreitungsräume (z. B. wird Flüssigkeit
aus den Zwischenzellräumen in das Gefäßsystem rekrutiert),
die Mikrozirkulation wird verbessert. |
Indikation:
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Blut- und Plasmaverlust,
Volumenmangelschock, Störungen der Mikrozirkulation. |
Nebenwirkungen:
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Anaphylaktische Reaktionen. |
Kontraindikation:
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Hypervolämie, Hyperhydratation,
manifeste Herzinsuffizienz, kardiogener Schock, Blutungsneigung. |
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Dextran (z. B. Macrodex)
hat als Grundsubstanz Polysaccharide und eine intravasale Verweildauer
von ca. 6- 8 Stunden. Die Dextran- Lösungen haben einen höheren
onkotischen Druck als das Blutplasma. Daher ziehen sie Wasser aus dem Interstitium.
Faustregel: 500ml Dextran 60 binden 250ml Wasser. Daher wirken die Dextran-
Lösungen als echte Plasmaexpander. Dies ist günstig im Hinblick
auf die Volumenwirkung, ungünstig bei zuvor dehydrierten Patienten.
Wirkung:
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Intravasaler Kolloidersatz. |
Indikation:
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Volumenverlust, Schock. |
Nebenwirkungen:
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Anaphylaktoide Reaktionen,
deshalb vorher Gabe von Promid! |
Kontraindikation:
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Manifeste Herzinsuffizienz,
kardiogener Schock, Hirnblutung, Lungenödem.
Obsolet im Rettungsdienst
(allergische Reaktion). |
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Gelantine z. B. Haemaccel besitzt
als Grundsubstanz Gelatinekolloide und hat eine intravasale Verweildauer
von ca. 3- 4 Stunden. Die Gelatine- Lösungen besitzen vorwiegend einen
volumenauffüllenden und keinen volumenexpandierenden Charakter. Dies
ist vorteilhaft bei eventuellen Störungen im interstitiellen Raum
und führt zu einer deutlichen Diuresesteigerung.
Wirkung:
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Intravasaler Volumenersatz. |
Indikation:
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Volumenverlust, Schock. |
Nebenwirkungen:
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Anaphylaktoide Reaktionen. |
Kontraindikation:
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Manifeste Herzinsuffizienz,
kardiogener Schock. |
b) Körpereigene kolloidale
Volumenersatzmittel sind Humanalbumin- und Plasmaproteinlösungen.
Sie unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung (Grundsubstanz: Albumine)
nur geringfügig und haben in der Regel keine Indikation im Rettungsdienst. |
4. Korrigierende
Lösungen
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Mit der korrigierenden Natriumbikarbonat-
Lösung wird aktiv in den Säurebasenhaushalt eingegriffen.
* Natriumhydrogencarbonat
wird nur noch für die gezielte Pufferung nach Blutgasanalyse empfohlen.
Eine Blindpufferung ist wegen der Nachteile für den Sauerstoffhaushalt
bei komplettem Azidoseausgleich bzw. Überpufferung und des unkontrollierten
CO2- Anstiegs zu vermeiden.
Wirkung:
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Natriumhydrogencarbonat
bindet H+- Ionen unter Bildung von Kohlensäure, diese zerfällt
in Wasser und Kohlendioxid, letzteres wird abgeatmet. |
Indikation:
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Metabolische Azidose bei
kardiopulmonaler Reanimation. |
Nebenwirkungen:
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Metabolische Alkalose (schlechtere
O2- Abgabe), CO2- Anstieg. |
Wechselwirkung:
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Katecholamine: Ausfällung
und Inaktivierung, nicht über den gleichen Zugang spritzen!!! |
Kontraindikation:
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Alkalosen, respiratorische
Azidose. |
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Vielen Dank an die
Marco Morasch für die Informationen.
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