Frühdefibrillation
DRK OV Remagen


-Frühdefibrillation durch Ersthelfer-
Ein Beispiel zur Umsetzung der Frühdefibrillation in einer ländlichen Region
Das Thema Frühdefibrillation ist (fast) in aller Munde. Am 22. November präsentierte der DRK-Ortsverein Remagen sein Projekt „Wir kleben Ihnen zwei –Frühdefibrillation durch Ersthelfer-“ der breiten Öffentlichkeit und stellte gleichzeitig den ersten Frühdefibrillator im Landkreis Ahrweiler sowie im nördlichen Rheinland-Pfalz in Dienst. Geladen waren neben den Sponsoren und Vertretern des Kreisverbandes auch regionale Vertreter aus Politik und Wirtschaft, die Chefärzte des Remagener Krankenhauses, sowie Vertreter der Feuerwehr, des THW, der DLRG und verschiedener Remagener Vereine. Aber auch die Medien ließen sich die Vorführung nicht entgehen. Sämtliche Tages- und Wochenzeitungen berichteten ebenso über das Remagener Projekt wie der neue Lokalfernsehsender TVT1 und das SWR-Radio.

Ein Beitrag von Thorsten Trütgen, Bereitschaftsleiter im DRK-Ortsverein Remagen
 

DRK-Initiative gegen den plötzlichen Herztod
Schätzungsweise rund 140 000 Menschen sterben jährlich an plötzlichem Herztod. Das sind fast 400 Personen täglich. In 90 Prozent der Fälle geht dem Herzstillstand eine akute Herzrhythmusstörung, das sogenannte Herzkammerflimmern voraus. Etwa 40 - 50 Prozent der Patienten, die vom Rettungsdienst wiederbelebt werden, weisen bei der ersten EKG-Rhythmusanalyse "Kammerflimmern" auf. Es handelt sich hierbei um eine Herzrhythmusstörung, bei der die Muskulatur des Herzens so unkoordiniert arbeitet, dass die Herzmuskelfasern sich ungleichmäßig zusammenziehen, der Herzmuskel insgesamt "flimmert". Infolge dessen wird kein Blut mehr gepumpt, es kann kein Puls mehr getastet werden. Der Patient ist klinisch tot. Nur sofort eingeleitete Reanimationsmaßnahmen können den Tod des Patienten verhindern. Da bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes wichtige und wertvolle Zeit verloren geht, sterben viele Menschen, obwohl sie durch entsprechend schnell eingeleitete Maßnahmen hätten gerettet werden können. Die einzig wirksame Behandlung des Kammerflimmerns ist die sofortige elektrische Defibrillation, unterstützt von den Basismaßnahmen der Wiederbelebung (Atemspende, Herz-Druck-Massage). Bei der elektrischen Defibrillation wird mittels großflächiger Elektroden ein Stromstoß auf den Körper des Betroffenen abgegeben. Je früher die Defibrillation durchgeführt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient überlebt Nach Einschätzung von Experten steigen die Überlebenschancen bei rechtzeitiger Defibrillation um 30 Prozent.(http://lv-rlp.drk.de/lv-rlp/fuersie/fruehdefibrillation.html)
Frühdefibrillation durch nichtärztliches Personal
Da bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes also lebenswichtige Minuten vergehen, ist zu überlegen, ob die Maßnahme der Frühdefibrillation auch an nichtärztliches Personal übertragen werden kann. Die Industrie hat hierzu moderne, automatische Defibrillatoren entwickelt, die das EKG des Patienten über Elektroden aufnehmen, auswerten und bei Vorliegen von Kammerflimmern eine Defibrillation empfehlen. 
Der Stromstoß muss vom Anwender jedoch selbst ausgelöst werden. Die medizinische Fachkompetenz ist bei diesen Geräten quasi eingebaut. Diese automatisierten externen Defibrillatoren (AED) können selbst die Indikation zur Defibrillation stellen. Da diese Geräte sehr sicher in der Anwendung sind, haben sich verschiedene medizinische Fachgremien mit der Frage beschäftigt, ob auch Nichtärzte, also Rettungsassistenten, aber auch Sanitäts- und Ersthelfer defibrillieren können und dürfen. In den Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) heißt es hierzu: "Das ERC unterstützt nachdrücklich das Konzept der Frühdefibrillation innerhalb der Überlebenskette. Um das Ziel der Frühdefibrillation zu erreichen, ist es unerlässlich, nichtärztlichem Personal die Defibrillation unter bestimmten Bedingungen zu erlauben. Der wissenschaftliche und klinische Beweis spricht mit überwältigenden Daten für diese Strategie." Auch die Bundesärzte der Hilfsorganisationen haben entsprechende Rahmenempfehlungen ausgesprochen. (http://www.bundesaerztekammer.de/30/Richtlinien/Empfidx/NotfallD.html)
Wir kleben Ihnen zwei –Frühdefibrillation durch Ersthelfer-
Die Beschaffung eines AED mit den damit verbunden jährlichen Schulungen ist die eine Seite. Regelmäßiges Training der Anwender eines Frühdefibrillators und die Schaffung eines gesellschaftlichen Stellenwertes der Frühdefibrillation ist die andere Seite. Während einer Spendenaktion zur Beschaffung eines Frühdefibrillators stellten wir sehr schnell fest, das die Frühdefibrillation eigentlich eher unbekannt ist. Ebenso wollten wir uns nicht mit der einmal jährlich durchzuführenden Schulung der Anwender zufrieden geben. Regelmäßiges Training am Phantom gewährleistet neben den jährlich durchzuführenden Zertifizierungen das sichere beherrschen des Gerätes und der Algorithmen zur Frühdefibrillation. All diese Gedanken wurden in unserem Projekt „Wir kleben Ihnen zwei –Frühdefibrillation durch Ersthelfer-“ zusammengefasst. 
Zur Finanzierung dieses Projektes, insbesondere zur Beschaffung von notwendigen Schulungsmaterialien, wie etwa einem Ausbildungsphantom, Fernseher, Videorecorder und dergleichen, haben wir von der Einzellfallförderung aus der Kampagne „Münzen für mehr Menschlichkeit – Geben Sie uns den Rest“ (http://eurokampagne.drk.de/index.php) Gebrauch gemacht. Die Mittelzuweisung steht derzeit noch aus. Ziel und Inhalt unseres Projektes ist neben der Schulung von Ersthelfern in Frühdefibrillation sowie die Qualifizierung von Mitarbeitern des Ortsvereins zum Ausbilder in ganz erheblichem Maße die Öffentlichkeitsarbeit für die Frühdefibrillation. So haben wir zum Beispiel im Oktober an einer Regionalmesse der Fachhochschule Remagen (http://www.ebulo.com/campus/) teilgenommen, um dort den Frühdefibrillator erstmalig der Öffentlichkeit vorzuführen. 
Weiterer Bestandteil des Projektes war die Präsentation im November. Hier wurde aber nicht nur das Projekt vorgestellt, sondern im ganz besonderen Maße die Notwendigkeit der Frühdefibrillation dargestellt. Eine ganzheitliche Präsentation war uns sehr wichtig. Aus diesem Grunde luden wir Dozenten des Landes- und Kreisverbandes ein. Martin Gruner, Referent für die Leitungs- und Führungskräfteausbildung im DRK Landesverband Rheinland-Pfalz, stellte die Notwendigkeit der Frühdefibrillation in Zahlen, Daten und Fakten dar. Weiterer Referent war Lothar Backes, Kreisausbildungsleiter im DRK-Kreisverband Ahrweiler, der über die Umsetzung der Breitenausbildung Frühdefibrillation im Landkreis Ahrweiler berichtete.
 Unser Bereitschaftsarzt Thomas Hocke-Falcke, Anästhesist und erfahrener Notarzt, begründete die „Entscheidung fürs Leben“ und unterstrich die Notwendigkeit der Frühdefibrillation aus ärztlicher Sicht. Von unseren frisch ausgebildeten Helfern Sandra Görres und Christoph Wronka wurde unseren Gästen am Phantom das Gerät vorgeführt. Im abschließenden Diskussionsforum wurden von den Referenten die noch offenen Fragen beantwortet. Sehr beeindruckt zeigten sich unsere Gäste über die sprachgesteuerte Benutzerführung eines AED. Damit ist die Arbeit unseres Projektes aber noch lange nicht beendet. Auf örtlicher Ebene werden wir uns für die Einführung der Frühdefibrillation in verschiedenen Bereichen einsetzen. So werden wir z.B. Vereinen oder anderen Organisationen bei der Umsetzung der Frühdefibrillation zur Seite stehen. Weiter werden wir uns auch in Zukunft bei verschiedenen Veranstaltungen, wie etwa regionalen Messen an unserer Fachhochschule, die übrigens über den Studiengang Medizintechnik verfügt, teilnehmen. Sollten die beantragten Mittel aus der Restmünzenkampagne bewilligt werden, werden wir die Grundlage für das Frühdefibrillationstraining schaffen. Hier können dann, ergänzend zum Ausbildungsangebot unseres Kreisverbandes, geschulte Anwender an unseren Trainingsabenden teilnehmen. 
Aber auch auf Kreisverbandsebene konnten sinnvolle Ideen umgesetzt werden. So wurde während einer Besprechung der Frühdefibrillationsausbilder auch die Umsetzung der Frühdefibrillation in den Ortsvereinen besprochen. Hier wurde unsererseits die Aufnahme der Frühdefibrillation in die San.-C-Ausbildung angeregt. Vorab werden in den Ortsvereinen, die einen Frühdefibrillator beschaffen, Inhouse-Seminare durchgeführt. Dadurch wird der schnellstmögliche Einsatz des Gerätes sowie die Schaffung eines Pools von Anwendern sichergestellt. Ist diese Grundeinweisung in den Ortsvereinen abgeschlossen, werden neue Mitarbeiter der Bereitschaften während der Fachdienstausbildung Sanitätsdienst in Frühdefibrillation geschult.
 Darüber hinaus können in jedem öffentlichen Lehrgang des Kreisverbandes bei Bedarf zwei Plätze von den Ortsvereinen belegt werden. Hier wurde insbesondere an die Helfer gedacht, die nicht an der kompletten Sanitätsausbildung teilnehmen, wie etwa die freien Mitarbeiter der Bereitschaft, die sich in Arbeitskreisen, z.B. Blutspendehelfer, betätigen. Bei Bedarf ist die Durchführung eines Inhouse-Seminares auch weiterhin möglich. Bisheriges Fazit unserer Arbeit: Die Frühdefibrillation ist ein neuer und noch recht unbekannter Bereich des Ausbildungsangebotes des Deutschen Roten Kreuzes. Wirksame Öffentlichkeitsarbeit tut Not, um der Frühdefibrillation zu einem gesellschaftlichen Stellenwert, wie ihn die Erste-Hilfe-Ausbildung seit Jahren hat, zu verhelfen. Insbesondere bei der Umsetzung auf örtlicher Ebene kann ein Ortsverein dem Kreisverband gut zur Seite stehen, da gerade ja die Ortsvereine häufig über gute Kontakte in ihrem Einzugsgebiet verfügen. Auch die Umsetzung der Frühdefibrillation in unseren eigenen Reihen gestaltet sich durch die hohe Anforderung der jährlichen Zertifizierung nicht gerade leicht. Aber hier lassen sich, wie unser Beispiel zeigt, gute Lösungsansätze finden, die es mit Sicherheit noch zu verfeinern gilt.

Weitere Informationen zum Thema:
http://www.drk.de/ftp/erstehilfe/rahmenempfehlung.pdf
http://www.bundesaerztekammer.de/30/Richtlinien/Empfidx/NotfallF.html

 

Kontakt
Thorsten Trütgen
 tho_true@rz.online.de

Vielen Dank an Thorsten Trütgen für den Bericht.


 


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